Die Arztpraxis und social media
Inhaltsverzeichnis
- Muss ich gleich „Influenzer“ werden, damit ich in den sozialen Medien Erfolg habe?
- Wie könnte deine Praxis von den sozialen Medien profitieren?
- Welche Social-media-Kanäle bieten sich für die Praxis an?
- Wie gehe ich am besten vor, wenn ich einen Social-media-Kanal für meine Praxis möchte?
- Welche Themen könnte ich posten?
- Was ist zu beachten im Umgang mit den sozialen Medien?
- Fazit
Das Thema Marketing und social media ist in vielen Praxen angekommen. Viele Ärzte wissen, dass sie in Sachen Marketing aktiv werden sollten, um nicht den Anschluss zu verpassen. Die Website ist schon lange nicht mehr aktuell, die Drucksachen verstauben im Wartezimmer und dann ist da immer die brandheiße frage, wie man an neue Mitarbeiter kommt.
Auch wenn bei vielen das Bewusstsein dafür da ist, schrecken einige noch vor der Umsetzung zurück. Denn niemand langweilt sich im Praxisalltag, die Schreibtischberge werden nicht kleiner und die Patientenflut nimmt nicht ab. Wann soll sich der gemeine niedergelassene Arzt bitte auch noch um das Marketing für die Praxis kümmern?
Irgendwann, wenn die „Not“ immer größer wird, schaltet sich auch noch das Team mit Ideen ein und möchte den Prozess gerne vorantreiben. Da kommen für viele die sozialen Medien wie gerufen. Sie kosten erstmal nichts, sind einfach zu bedienen und man kann viele Menschen damit erreichen. Eigentlich eine tolle Sache! Mit diesen Argumenten ist der Chef dann auch schnell überzeugt und schon kann es losgehen. Die Wahl des Mediums ist schnell getroffen, das Profil fix erstellt und der erste Beitrag schwuppdiwupp hochgeladen.
Die ersten Beiträge sind überhaupt kein Problem, denn der Enthusiasmus hält alle noch schön bei der Stange. Aber dann grätscht einfach mal wieder der Praxisalltag dazwischen. Die Abstände zwischen den Beiträgen werden länger und die Kommentare bleiben unbeantwortet, da die MFA auch mal Feierabend will. Außerdem leidet die Qualität der Beiträge unter dem „schnell schnell“ unter dem sie entstanden sind. Nach kurzer Zeit staubt ein weiterer Marketingkanal vor sich hin – genau wie es die Website schon seit langem tut.
Was sich am Anfang so schön einfach angehört hat, stellt sich als langwieriger Prozess heraus, der Kontinuität verlangt. Auch in diesem Fall ist es wie immer mit dem Marketing: Mach dir vorher Gedanken, stell das Projekt auf solide Füße und gehe es strategisch an. Im vollen Praxisalltag hat man sonst keine Chance, erfolgreich damit zu sein.
Im folgenden Beitrag gebe ich einen Überblick über das Thema „Arztpraxis und Social Media“. Bei weiteren Fragen, kannst du dich gerne an mich wenden.
1. Was sind die sozialen Medien und wie funktionieren sie?
Alle sozialen Medien haben eine Gemeinsamkeit: Sie wurden dafür geschaffen, damit Menschen sich miteinander austauschen und vernetzen können. Anders als bei klassischen Medien können nicht nur Informationen geteilt oder bereitgestellt werden, sondern man kann sich auch direkt miteinander austauschen. Es geht darum miteinander in Kontakt zu treten, zu interagieren und so online ein Wir-Gefühl zu schaffen. Liken, kommentieren und Inhalte teilen gehört dazu, wenn man sich in dieser „Welt“ bewegt. Wikipedia schreibt dazu:
Soziale Medien oder englisch Social Media sind digitale Medien bzw. Plattformen (Social Software), die es Nutzern ermöglichen, sich im Internet zu vernetzen, sich also untereinander auszutauschen und mediale Inhalte einzeln, in einer definierten Gemeinschaft oder offen in der Gesellschaft zu erstellen, zu diskutieren und weiterzugeben.
Die Größe von einzelnen Profilen wird meist gemessen an der Zahl von Followern. Je mehr Follower, desto größer ist die Community. Menschen, die in den sozialen Medien omnipräsent sind und durch das bewerben von Produkten z.T. viel Geld verdienen, nennt man Influencer.
Follower: Sind die einzelnen Menschen oder Profile, die dir und deinem Account folgen.
Community: Damit sind alle gemeint, die dir und deinem Account folgen.
Influencer: Omnipräsente Profile oder Menschen, die mit dem Bewerben von Produkten, Lifestyles oder Unternehmen z.T. viel Geld verdienen.
2. Muss ich gleich "Influenzer" werden, damit ich in den Sozialen Medien Erfolg habe?
Nein. Viele Unternehmen nutzen die sozialen Medien als eine Art „Schaufenster“. Sie präsentieren sich kontinuierlich in der digitalen Welt auch ohne den ganzen Tag Stories zu posten und permanent online zu sein. Aber es ist und bleibt ein Medium, das für den Austausch vorgesehen ist und daher ist es dennoch wichtig, auf Kommentare zu reagieren und mit anderen Profilen in den Austausch zu kommen. Wenn man nur Beiträge einstellt aber gar nicht den Austausch pflegt, wird es schwieriger Reichweite aufzubauen. Grundsätzlich gilt: Möchte ich eine große Community -> großer Aufwand, bin ich mit langsamem organischem Wachstume völlig fein -> tendenziell weniger Aufwand.
3. Wie könnte deine Praxis von den sozialen Medien profitieren?
Auch Arztpraxen sind den Gesetzen der Wirtschaftlichkeit unterworfen. Wie jedes andere Unternehmen auch, sind die sozialen Medien für Arztpraxen eine super Möglichkeit, viele Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum es ratsam ist einen Praxisprofil anzulegen und zu pflegen.
3.1 Patientenneugewinnung und -bindung
Ja, viele Praxen sind so „voll“, dass man lange auf einen Termin warten muss. Langfristig gesehen ist es dennoch für die Wirtschaftlichkeit der Praxis wichtig, die Zahl der Neupatienten konstant zu halten.
3.2 Kommunikationsmittel
Die Website ist das wichtigste Kommunikationsmittel für die Praxis. Das ist nämlich deine „Spielwiese“, wo du die Regeln bestimmst. Aber damit die Patienten auf die Website kommen, müssen sie aktiv werden. In den sozialen Medien werden ihnen die Informationen zugespielt. Außerdem sind die sozialen Medien eine super Möglichkeit die Patienten aktiv auf deine Website weiterzuleiten.
3.3 Imagepflege
Was früher die Praxisbroschüre war, sind heute die sozialen Medien. Es ist wichtig, deine Praxis gut nach außen hin zu präsentieren. Das schafft Vertrauen, stärkt die Patientenbindung und sorgt für ausreichend viele neue Patienten. Dafür sind die sozialen Medien die idealen Plattformen.
3.4 Mitarbeitergewinnung
In Zeiten von Fachkräftemangel wird es immer schwieriger neue Teammitglieder zu finden. In den sozialen Medien haben die Arztpraxen die Möglichkeit sich als guten Arbeitgeber zu präsentieren. Heutzutage findest man neue Mitarbeiter nicht mehr mit der Stellenanzeige, sondern mit „Employer Branding“. Darunter versteht man alle Aktivitäten eine gute Arbeitgebermarke zu erschaffen. Die Mitarbeiter werden dadurch auf den Arbeitgeber aufmerksam und bewerben sich aktiv.
4. Welche Social-media-Kanäle bieten sich für die Praxis an?
Das hängt sehr von der spezifischen Zielgruppe ab und was ich mit den Aktivitäten erreichen möchte. Die Frage nach der Zielgruppe und den Zielen, sollte ich beantworten, bevor ich die Entscheidung treffe. Grundsätzlich führen nach wie vor Facebook, Instagram und You Tube in bestimmten Altersstufen die Liste an. (Quelle: Statista)


5. Wie gehe ich am besten vor, wenn ich einen Social-media-Kanal für meine Praxis möchte?
Das wichtigste ist, sich eine Strategie zurechtzulegen bevor man loslegt. Je besser die Strategie, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich langfristig meine Ziele erreiche. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich die Pflege des Accounts besser in meinen Arbeitsalltag integrieren kann und nicht schon nach kurzer Zeit „die Luft raus ist“ und der Account verweist.
Im Vorfeld sollte ich mir mindestens darüber Gedanken machen:
- Welche Ziele habe ich? Was möchte ich damit erreichen?
- Welche Zielgruppe möchte ich damit erreichen und wofür?
- Wer kümmert sich um das Profil? Binde ich meine Mitarbeiter mit ein? (Hierfür braucht es klare Regeln und Vorgaben) Oder suche ich mir extern Unterstützung? Wie können wir das in unseren Alltag integrieren?
- Wo kommen die Inhalte her? Setz ich mich hin oder haben meine Mitarbeiter Zeit dafür? Brauche ich hierfür externe Unterstützung?
- Wie möchte ich in den sozialen Medien wahrgenommen werden? Du oder Sie? Lieber nur sachlich oder mal ein Beitrag mit Augenzwinkern?
- Wieviel Zeit haben mein Team und ich dafür?
- Wie erstelle ich die Beiträge? Habe ich die nötigen Kapazitäten qualitativ wertvolle Beiträge zu erstellen?
6. Welche Themen könnte man posten?
Wenn die grundlegenden Fragen geklärt sind, kann man damit beginnen, einen Contentplan auszuarbeiten. Alles was veröffentlicht wird, egal ob Film, Grafik oder Text, nennt man Content. Die Erstellung des Contentplans beginnt mit einem klassischen Brainstorming – da kann man gut und gerne das ganze Team einbinden (Stichwort: Teambuilding!). So ein Plan hat viele Vorteile:
- Man kann die Beiträge vorbereiten und die Veröffentlichung planen.
- Man muss nicht auf Knopfdruck kreativ sein und kann die Erstellung in den Arbeitsalltag besser integrieren.
- Man verliert nicht den Fokus und die Zielgruppe aus den Augen.
- Man kann die unterschiedlichen Marketingkanäle besser auf einander abstimmen.
- Man kann viel effizienter arbeiten.
- Man bleibt viel leichter dabei, den Kanal regelmäßig zu bespielen.
Aus dem Brainstorming werden konkrete Ideen erarbeitet. Die Erstellung und Veröffentlichung werden dann in einem Kalender zeitlich geplant. Wie genau der Contentplan aussieht hängt von den Anforderungen der Praxis ab und wie es für denjenigen, der die Beiträge erstellt am besten passt. Von der aufwendigen und detaillierten Excel-Tabelle bis hin zur handgeschriebenen Liste ist alles möglich.
Wichtig für die Erstellung der Beiträge ist: Sprich immer direkt deine Zielgruppe an. Damit stellst du sicher, dass deine Beiträge auch die richtigen Personen erreichen.
Das könnte in etwas so aussehen:
- Ziel Imagepflege: Allgemeine Einblicke in deine Praxis und deinen Arbeitsalltag tragen dazu bei, dass deine Praxis positiv wahrgenommen wird.
- Ziel Patientengewinnung: Wenn dein Fokus auf der Gewinnung von neuen Patienten liegt, versetzt du dich am besten in deine Patienten und überlegst, was genau sie interessieren könnte. Hast du spezielle Angebote, die dich von anderen Praxen abhebt? Z.B. Spezielle Angebote für Angstpatienten, IGEL-Leistungen oder besondere Ausstattung? Wichtig ist auch, dass sich das Team zeigt, denn das stärkt das Vertrauen. Erkläre auch allgemeine Fragen, die deine Patienten immer wieder stellen.
- Ziel Kommunikationsmittel: Wenn du deinen Social-Media-Kanal als direktes Kommunikationsmittel nutzen möchtest, dann poste regelmäßig aktuelle Infos aus der Praxis.
- Ziel Arbeitgebermarke stärken: Hier steht das Team und der Praxisalltag im Vordergrund. Zeig, wie toll ihr zusammenarbeitet und wie viel Spaß ihr habt. Überlege zusammen mit deinem Team, was wichtig für die neuen Teammitglieder sein könnte, damit sie sich für euch entscheiden. Vermittle, wie sehr du dein Team wertschätzt und wie wichtig es dir ist. Höre bei den Mitarbeiter- und Einstellungsgesprächen genau hin und beantworte diese Fragen und Wünsche in deinen Beiträgen. Einblicke in den Arbeitsalltag sind besser als jede Stellenbeschreibung. Heute schauen sich potenzielle neue Mitarbeiter nicht nur die Website an. Sie suchen auch oft in den sozialen Medien nach dem möglichen neuen Arbeitgeber und machen sich einen ersten Eindruck. Denke daran: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance!
Posten: Ursprung ist das englische Wort to post = abschicken. Damit meint man die Veröffentlichung von Beiträgen aller Art.
Content: Damit sind alle möglichen Arten von Inhalten gemeint. Websitetexte, Beiträge, Stories etc.
Contentplan: Stategischer Plan, der die Erstellung und Veröffentlichung von Inhalten (=Content) strukturiert.
Content Creator: So werden diejenigen bezeichnet, die Inhalte aller Art erstellen.
7. Was ist zu beachten im Umgang mit den sozialen Medien?
Auch wenn die Sozialen Medien wunderbar einfach zu bedienen sind, sollte darauf geachtet werden, dass es sich hierbei auch um Unternehmenskommunikation handelt. Darum sollten die Beiträge auch eine gewisse Qualität haben und rechtliche Vorgaben sind natürlich zu beachten.
Viele sehen den Social media Kanal isoliert und denken, es reicht, wenn dort alles „hübsch“ ist. Nein, die Praxis und die restlichen Marketingmaßnahmen sollten zusammenpassen. Gerade wenn ich die sozialen Medien zur Mitarbeiter- oder Patientengewinnung nutzen möchte, ist es wichtig, dass auch die Website die potenziellen Bewerber oder Patienten anspricht. Auch wenn viele sich über die sozialen Medien über den neuen Arbeitgeber oder den neuen Arzt informieren, werden die meisten auch noch die Website aufrufen, wenn ihr Interesse in den sozialen Medien geweckt wurde. Nur ein durchgängiges Bild überzeugt die Patienten und neuen Mitarbeiter.
Bei der Erstellung des Profils muss ein Impressum hinterlegt sein. Dazu kann man einfach einen Link auf das Impressum der eigenen Website legen.
Merke: Das Impressum muss mit maximal 2 Klicks erreichbar sein.
Die Bundesärztekammer hat ziemlich aktuell eine Leitlinie für Ärzte im Umgang mit den sozialen Medien veröffentlicht. Darin findet man alle wichtigen Punkte ganz kompakt zusammengefasst.
7. Fazit
Ja, die sozialen Medien können für deine Praxis eine wunderbare Möglichkeit sein, dich und deine Arbeit zu präsentieren. Wenn du damit erfolgreich sein möchtest, musst du aber dranbleiben und kontinuierlich Beträge veröffentlichen. Das erreichst du am besten, indem du das Projekt strategisch angehst. Wenn du dabei Unterstützung brauchst, melde dich bei mir. Ich kann dich in Sachen Strategie oder Erstellung ganz pragmatisch und individuell unterstützen. Wir finden zusammen eine Herangehensweise, die zu dir und deiner Praxis passt.